Wie alles anfing und dann weiterging

Es war wohl, wie solche Dinge meist passieren: An einem lauschigen Abend im Jahre 1997 saß eine Gruppe angehender Germanisten im Freien und sinnierte über die Welt da draußen. Irgendwann meinte einer im Scherz, es sei nun doch Zeit, als erwachsener Mensch aktiv zum Kulturleben beizutragen. Man könnte doch zum Beispiel Theater spielen. Die Idee schwebte den Abend durch die Köpfe und war am nächsten Tag verflogen - sollte man meinen. Bei einigen hatte sie sich jedoch ein wenig festgefressen und man begann schon halb im Ernst mit der Suche nach einem Stück. Mit einem realistischen Blick auf das eigene Können wurde entschieden, man solle vielleicht erst einmal mit einer leichten Komödie beginnen, damit sich die Blamage in Grenzen halte. Als sich neben dem Stück dann auch noch genügend Leute für eine Besetzung einfanden, mussten Taten folgen. Ein halbes Jahr darauf kam es zum Showdown. Und es ging doch recht glimpflich aus. Durch den unerwarteten Erfolg bestärkt, beschloss man, ein neues Stück aufzulegen. Leider stand dafür aber nur noch die Hälfte der ursprünglichen Mitspieler zur Verfügung. Die Rekrutierung neuer Spielwilliger ging quer durch alle hannoverschen Unis und deren Fachbereiche, und so kam es schließlich zu der Truppe, die (bei gleichbleibender Fluktuation) das jetzige Ensemble bildet. Als ich dazustieß, war die ganze Früh- und Vorgeschichte in den Köpfen der Beteiligten zu einem fernen Mythos verblichen, aber die Gruppe war immer noch da. Dass die Idee die meisten ihrer Schöpfer überlebt hat, kann man wohl durchaus als Bestätigung werten.

Inzwischen sind schon einige weitere Inszenierungen über die Bühne gegangen. Neben dem Anspruch an die Stücke ist so langsam auch der Anspruch an die Ausstattung gestiegen - oder umgekehrt. Für "Noises Off" mussten wir erstmals ein komplettes Bühnenbild errichten. Die Mühe war gewaltig -und zumindest mein konstruktives Unvermögen ebenso- aber schließlich hatten wir sogar unsere eigenen "vier Wände" zur Verfügung. Teilweise sind sie auf dem Titelbild auch zu sehen. Bei "Bunbury" wagten wir uns zum ersten Mal an einen Kostümschinken. Es galt, die viktorianische Ära nachzuempfinden. Nach intensiver Suche fanden sich sogar dafür die passenden Quellen. Eine ganz andere Geschichte war es dann, sich in der neuen Mode auch angemessen zu bewegen.

Einen Sprung weg vom gewöhnlichen machten wir erstmals mit der Dramatisierung und Inszenierung von "Ein Winternachtstraum" im Jahr 2001. Eigentlich handelt es sich dabei um einen Film. Da es um eine Gruppe Schauspieler geht, die ein Stück proben, konnten wir ihn uns aber auch sehr gut als Theaterstück vorstellen. Die Idee gefiel letztlich allen so, dass wir eine Bühnenadaption wagten. Lars machte sich eifrig an die Übersetzung des Drehbuchs aus dem Englischen, und dann begann das große Ausprobieren. Nach zahlreichen Anpassungen, Umstellungen und Umdeutungen waren wir dann bereit zur Welturaufführung.

Seit einiger Zeit versuchen wir, auch ernstere Stücke auf die Bühne zu bringen. Der erste große Schritt in diese Richtung war sicherlich die Inszenierung von "Mein Kampf" im Herbst 2003. Außerdem wollen wir uns nicht mehr nur auf ein großes Stück im Jahr beschränken. Abseits vom Hauptstück finden sich darum kleinere Gruppen zusammen, um ein für sie besonders faszinierendes Werk anzugehen. So inszenierte Lars Anfang 2005 "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" und Andreas auf Wunsch des Autors Dr. Glavicki "Der Weg".

Der weiter wachsende organisatorische Aufwand, auch und gerade in öffentlichen Dingen wie der Aufführungsorganisation, führte dazu, dass wir Anfang 2004 endlich einen bereits länger gehegten Gedanken verwirklichten und einen Verein gründeten. Anerkannt gemeinnützig sind wir jetzt auch. Das zieht natürlich sofort wieder neuen Papierkram nach sich, zahlt sich aber gerade in der Finanzverwaltung am Ende doch wieder aus. Wie schlimm die Vereinsmeierei bei uns wird, wird erst die Zukunft zeigen.

Letztlich kann ich nur sagen, es ist ein immer wieder spannendes Erlebnis, mit so verschiedenen Leuten zusammen so viel zu unternehmen und sie dabei sprichwörtlich in immer neuen Rollen zu erleben. Acht waren es übrigens nie.

J.T.W.